Welche entwicklungsfördernde Wirkung hat Musik für Kinder und Jugendliche? - Eine Gruppe von 7 Jugendlichen singt
Foto: Miriam Haase

Welche entwicklungsfördernde Wirkung hat Musik für Kinder und Jugendliche?

Ob im Chor, im Orchester oder in der Band: Welche entwicklungs-
fördernde Wirkung hat Musik, hat das Musizieren für Kinder und Jugendliche?

Auszug aus dem Artikel:

Welche Wirkung hat das Musizieren insbesondere auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen?

Emilia Schmidt: Musik ist eine emotionale Erfahrung – indem man sie hört, aber auch indem man sie selbst macht. Musik ermöglicht, sich auszudrücken. Musik bietet Experimentalorte, in denen Kinder u Jugendliche ganz viel ausprobieren können. Singen Eltern ihren Kindern Lieder vor, werden sie ruhiger – schon i der prä-
natalen Phase, wie Studien belegen. Letztendlich ist Musik auch als unterstützende Lernmethode bei der An-
eignung von Kompetenzen wichtig. Sie trägt zum Beispiel zur Förderung der Konzentration bei: Kinder und Jugendliche sind aufmerksamer, der Stress im Lernkontext wird reduziert. Und ich denke, dass es den Grund-
stein für ein musikalischeres Leben legt.

Letztendlich ist Musik auch als unterstützende Lernmethode bei der Aneignung von Kompetenzen wichtig. Sie trägt zum Beispiel zur Förderung der Konzentration bei: Kinder und Jugendliche sind aufmerksamer, Stress im Lernkontext wird reduziert.

Emilia Schmidt

Johanna Mörmel: Die Gemeinschaft steht beim Musikmachen im Fokus, es entsteht ein Verbundenheitsge-
fühl. Es gibt einige Studien z messbaren ‚Social Bonding‘. Das heißt, beim Musizieren synchronisieren sich
die Gehirnwellen der Beteiligten, man ist auf einer Schwingung. Dadurch entwickeln sich starkes Mitgefühl
und Miteinander und eine gewisse Friedfertigkeit. Und das ist gerade in der heutigen Zeit wichtig, wo der gesellschaftliche Zusammenhalt vor vielen Herausforderungen steht. Dieses gemeinsame Schwingen und
Sich-Einstimmen, glaube ich, das ist das Wichtigste beim Musizieren. Das Alter, die Herkunft, die kulturellen
oder beruflichen Hintergründe spielen keine Rolle. Man ist im Chor oder Orchester Teil von etwas Größerem
und bildet eine Einheit.

Inwieweit fördert Musizieren denn besonders die mentale Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen?

Johanna Mörmel: Menschen sind soziale Wesen, da ist es heilsam für die Psyche, Erfahrungen in Gemein-
schaft zu machen. Musik ist eine gemeinsame Sprache, ohne Worte. Das sehen wir besonders beim Ama-
teur-Musizieren. Wenn man in seiner Freizeit Musik macht, einer Leidenschaft nachgeht und seine Freizeit
sinnvoll u erholsam gestaltet, kann Musik zum Stressabbau beitragen und für eine bessere Stimmung sor-
gen. Unter anderem stützen wir uns auf die Erkenntnisse des Psychiaters und Stressforschers Prof. Madza
Adli, der sich an der Charité mit den Auswirkungen von Musik auf die Psyche – das Mentale – beschäftigt.

Beim Musizieren synchronisieren sich die Gehirnwellen der Beteiligten, man ist auf einer Schwingung. Dadurch entwickeln sich starkes Verbundenheitsgefühl und Miteinander.

Johanna Mörmel

Emilia Schmidt: Prof. Dr. Adli hat selbst auch einen Chor gegründet, die „Singing Shrinks“. Es ist der erste und einzige Chor von und für Psychiater*innen, Neurolog*innen und Psycholog*innen. Adli erforscht sozusagen die Auswirkungen von Musik auf die mentale Gesundheit auch in seiner eigenen Freizeit. Das Projekt „Songshine Pflaumheim – Mit Musik gegen Depression“ im bayerischen Landkreis Aschaffenburg belegt beispielsweise auch sehr eindrücklich die gesundheitsfördernde Wirkung des gemeinsamen Musizierens.

Wie können musikalische Bildungsangebote niedrigschwellig möglichst vielen jungen Menschen zugänglich gemacht werden?

Emilia Schmidt: Ein Weg ist auf jeden Fall über d Schule da wir dort alle Kinder und Jugendlichen erreichen. Ab dem Jahr 2026 gilt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter. Neben dem formalen Musikunterricht können dann auch musikalische Angebote wie Chor, Orchester oder das Ausprobie-
ren von Instrumenten für den niedrigschwelligen Erstkontakt mit Musik direkt in die Schulen gebracht werden. Hierfür engagieren wir uns. Denn ansonsten ist die Möglichkeit Musik zu machen, häufig daran gekoppelt, dass etwa ein Instrument zur Verfügung steht oder ich am Unterricht an der Musikschule teilnehmen kann, was wiederum von finanziellen Mitteln abhängt und dadurch nur einigen Kindern und Jugendlichen, aber eben nicht allen Interessierten, möglich wird.

Johanna Mörmel: Eine unsere Vision, die wir als Verband vorantreiben wollen, ist, dass alle Menschen Zugän-
ge zum gemeinsamen Musizieren haben sollen. Wir wollen in den Dialog gehen und fragen: Was braucht ihr konkret? Was sind eure Bedürfnisse? Ich glaube auch, dass das Zuhören, der Austausch und die aktive Ein-
bindung unterschiedlicher sozialer Gruppen und Hintergründe wichtige Mittel sind, in der Zukunft noch besse-
re Angebote machen zu können.

Eine weitere Möglichkeit sehe ich in der Verbreitung und Umsetzung von Konzepten wie Community Music.
Da geht es darum, möglichst alle aus einem Stadtteil, Ort oder Kiez zu adressieren, ob Jung oder Alt. Die Hür-
de, irgendwo hinkommen zu müssen, fällt dabei schon einmal weg, denn im Idealfall kommt die Musik zu den
Leuten, dorthin, wo ihr Alltag stattfindet.

Wie gelingt es, die gesundheitsfördernde Wirkung von Musik nach außen zu tragen?

>>> weiter zum Artikel: Musizieren: Krafttraining für die Psyche (externer Inhalt)

Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an dem Artikel und an dessen Auszug (s.o) liegen ausschließlich bei Emilia Schmidt und bei Johanna Mörmel sowie bei der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, Berlin.

Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heute.info)
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>>> Wie Kinder klassische Musik empfinden
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