Jeder dritte Berliner Lehrer rät von seinem Beruf ab - 3 Lehrer vor demBrandenburger Tor
Bild: Anna Bertram/Reve

Jeder dritte Berliner Lehrer rät von seinem Beruf ab

Berliner Lehrer sehen die hohe Arbeitsintensität, ungünstige Ar-
beitszeiten, respektloses Verhalten und Lärm als Hauptprobleme.

Auszug und Zusammenfassung aus dem Arbeitspapier zur Arbeitsbelastung Berliner Lehrkräfte:

Das Arbeitspapier untersucht die Arbeitsbelastung und Beanspruchung von Lehrkräften in Berlin. ​ Es basiert auf einer umfangreichen Umfrage unter 2.744 Lehrkräften aus verschiedenen Schulformen und analysiert d Arbeits-
bedingungen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sowie früheren Studien. ​

Hauptbefunde

  1. Allgemeine Arbeitsbedingungen:
    • Berliner Lehrkräfte bewerten ihre Arbeitsbedingungen deutlich schlechter als der nationale Durch-
      schnitt. ​Besonders negativ fallen die Arbeitsintensität, ungünstige Arbeitszeiten, emotionale Anfor-
      derungen und Lärm auf. ​
    • Der Teilindex „Belastungen“ liegt bei Lehrkräften mit nur 27 Punkten extrem niedrig (Vergleichsgrup-
      pe: 62 Punkte). ​
    • Ressourcen wie Gestaltungsspielraum und Führungsqualität sind ebenfalls unterdurchschnittlich ausgeprägt. ​
  2. Schulspezifische Belastungen:
    • „Schwierige“ Schüler*innen und Konflikte mit Eltern gehören zu den größten Herausforderungen. ​
    • Inklusionsaufgaben u das Unterrichten von Schüler*innen mit mangelnden Deutschkenntnissen belasten Lehrkräfte stark, besonders in Grund- und Gemeinschaftsschulen. ​
    • Organisatorische Unklarheiten und Dokumentationsaufgaben sind weitere Belastungsfaktoren. ​
  3. Außerunterrichtliche Aufgaben:
    • Der Anteil außerunterrichtlicher Tätigkeiten hat zugenommen, was zu Zeitmangel bei der Unter-
      richtsvorbereitung und Qualitätseinbußen führt. ​
    • Neue Aufgaben wie digitale Unterrichtsgestaltung und Inklusion beanspruchen wöchentlich über
      10 Stunden zusätzlich. ​
  4. Langfristige Trends:
    • Lehrkräfte nehmen eine stetige Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen wahr, ohne Aussicht
      auf Verbesserung. ​
    • Die Belastung hat sich seit 2016 nicht verbessert, sondern verschärft. ​
  5. Positive Aspekte:
    • Lehrkräfte identifizieren sich stark mit dem Sinn ihrer Arbeit und sehen ihre Tätigkeit als gesell-
      schaftlich relevant. ​
    • Unterstützung durch Kollegen und Kolleginnen innen wird als positiv bewertet. ​

Schlussfolgerungen

Die Arbeitsbedingungen von Berliner Lehrkräften sind schlechter als der nationale Durchschnitt, obwohl akademische Berufe normalerweise günstigere Bedingungen bieten. ​ Hauptprobleme sind hohe Arbeits-
intensität, ungünstige Arbeitszeiten, respektloses Verhalten und Lärm. ​ Die Ressourcen reichen nicht aus,
um die Belastungen zu kompensieren. ​ Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Attraktivität des Lehrberufs zu erhalten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. ​

>>> Arbeitspapier zur Arbeitsbelastung Berliner Lehrkräfte (externer Inhalt)

Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an dem Artikel und an dessen Auszügen liegen ausschließlich bei der Georg-August-Universität Göttingen sowie Dr. Frank Mußmann als Verantwortlichem.

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