In einem Diskussionspapier geben die Autoren der Leopoldina Handlungsempfehlungen, um Kinder und Jugendliche vor den negativen Folgen sozialer Medien zu schützen. Ein Vorschlag
ist die Einführung von altersabhängigen Zugangs- und Funkti-
onsbeschränkungen.
Auszug aus der Nachricht vom 13. August 2025
Die Nutzung sozialer Medien ist für viele Kinder und Jugendliche alltäglich. Manche von ihnen zeigen
dabei ein riskantes bis suchtartiges Nutzungsverhalten. Zwar kann die Nutzung sozialer Medien durch-
aus positive Effekte f Heranwachsende haben: Bei intensiver Nutzung können jedoch negative Auswir-
kungen auf das psychische, emotionale und soziale Wohlbefinden auftreten. In einem heute veröffent-
lichten Diskussionspapier der Leopoldina schlagen die beteiligten Autorinnen und Autoren deshalb die Anwendung des Vorsorgeprinzips vor und geben Handlungsempfehlungen, um Kinder und Jugendliche
vor negativen Folgen sozialer Medien zu schützen; beispielsweise durch altersabhängige Zugangs- und Funktionsbeschränkungen.
Das Diskussionspapier „Soziale Medien und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“
gibt einen Einblick in die aktuelle Studienlage zum Einfluss sozialer Medien auf die psychische Gesundheit
von Kindern und Jugendlichen. Der Großteil der verfügbaren Evidenz ist korrelativer und nicht kausaler Na-
tur: Querschnittstudien belegen einen statistischen Zusammenhang zwischen d Nutzung sozialer Medien
und einer zunehmenden psychischen Belastung. Einige Längsschnittstudien über längere Zeiträume hinweg liefern zudem Hinweise darauf, dass die intensive Nutzung sozialer Medien ursächlich für diese Belastungen sein kann. Die Autorinnen und Autoren sprechen sich deshalb für die Anwendung des Vorsorgeprinzips aus. Dieses besagt, dass vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden sollten, wenn es Hinweise auf mögliche schädliche Auswirkungen gibt, auch wenn wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt ist, wie groß das Risiko tatsächlich ist.
Politischer Handlungsbedarf zum Schutz von Kindern und Jugendlichen
Laut d Autorinnen und Autoren besteht politischer Handlungsbedarf zum Schutz von Kindern und Jugend-
lichen, da die möglichen Gefährdungen durch eine intensive Social-Media-Nutzung erheblich sind. Die betei-
ligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler formulieren im Diskussionspapier konkrete Handlungsem-
pfehlungen, um Kinder und Jugendliche vor den Gefahren sozialer Medien zu schützen und sie gleichzeitig
zu einem reflektierten und kompetenten Umgang mit ihnen zu befähigen.
Die Nutzung von Smartphones in Kitas und Schulen
Sie sprechen sich dafür aus, dass Kinder unter 13 Jahren keine Social-Media-Accounts einrichten dürfen.
Für 13- bis 15-jährige Jugendliche sollten soziale Medien nur nach gesetzlich vorgeschriebener elterlicher Zustimmung nutzbar sein. Für 13- bis 17-Jährige sollen soziale Netzwerke zudem altersgerecht gestaltet werden – beispielsweise bei den algorithmischen Vorschlägen, durch ein Verbot von personalisierter Wer-
bung oder durch die Unterbindung besonders suchterzeugender Funktionen wie Push-Nachrichten und end-
loses Scrollen. Die Wissenschaftler empfehlen außerdem, die Nutzung von Smartphones in Kitas und Schu-
len bis einschließlich Klasse 10 nicht zuzulassen.
>>> weiter zum vollständigen Artikel: „Altersgrenzen für Social Media“ (externer Inhalt)
>>> zum Diskussionspapier:
„Soziale Medien und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (2025)“ (PDF, Extern)
>>> Video zum Papier mit dem Co-Autor Ralf Hertwig (YouTube, extern)
Quelle: Die Leopoldina ist die Nationale Akademie der Wissenschaften
Sie bearbeitet unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen aus wissenschaftlicher Sicht, vermittelt die Ergebnisse der Politik und der Öffentlichkeit und vertritt diese Themen national wie international.
Das Diskussionspapier „Soziale Medien und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ wurde auf Anregung der Leopoldina-Fokusgruppe Digitalisierung von einer interdisziplinär besetzten Arbeitsgruppe verfasst.
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an der Buchbeschreibung liegen ausschließlich bei dem Autorenteam: Julia Brailovskaia | Johannes Buchmann | Ralph Hertwig | Thomas Metzinger | Christian Montag | Ahmad-Reza Sadeghi | Silvia Schneider | Indra Spieckergen | Annie Waldherr sowie bei der Leopoldina, Nationale Akademie der Wissenschaften, Halle.
Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heute.info)
>>> Untersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger
>>> Schüler bewerten die Medienbildung in Schulen
>>> Was Kinder über die elterliche Medienerziehung denken
>>> DAK-Suchtstudie: Jedes vierte Kind nutzt soziale Medien „riskant viel“
>>> Erhebliche Nachteile und Schäden für die Bildungsprozesse von Kindern durch digitale Medien
>>> Kinder und Jugendliche vergleichen sich ständig mit Personen, die ihnen wohlhabender, hübscher, beliebter und glücklicher vorkommen