Symbolbild zur DAK-Suchtstudie: Ein junges Mädchen spielt konzentriert auf ihrem Smartphone
Symboldbild - © Tima Miroshnichenko/ Pexels

DAK-Suchtstudie: Jedes vierte Kind nutzt soziale Medien „riskant viel“

Aktuell nutzen knapp 25 % der Minderjährigen soziale Medien riskant. Das sind hochgerechnet 1,3 Millionen Mädchen und Jungen ­– dreimal so viele wie im Jahr 2019. Die neue DAK-Suchtstudie zeigt beunruhigende Tendenzen bei der Nutzung sozialer Medien durch Kinder und Jugendliche.

Auszug aus der Pressemeldung:

Sechs Prozent der 10-bis 17-Jährigen erfüllen die Suchtkriterien einer pathologischen Nutzung

Hochgerechnet sind dies 360.000 Kinder und Jugendliche – fast doppelt so viele wie vor vier Jahren. Das zeigen aktuelle Ergebnisse einer gemeinsamen Längsschnittuntersuchung der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Diese weltweit einzigartige Studie fragt in bundesweit
1.200 Familien in sechs Wellen die digitale Mediennutzung von Kindern und deren Eltern ab.

Während die Probleme bei den sozialen Medien weiter angestiegen sind, gibt es beim Gaming/Streaming
auch positive Entwicklungen. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Nutzungszeiten und die Zahl der Minder-
jährigen mit Suchtkriterien wieder zurück. DAK-Chef Andreas Storm und Experten fordern mehr Aufklärung
über Mediensucht und zusätzliche Präventions- und Hilfeangebote für betroffene Familien.

„Soziale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir brauchen aber mehr Auf-
klärung über Reiz und Risiken von Instagram oder TikTok sowie zusätzliche Präventionskampag-
nen und Hilfsangebote für Betroffene.

Dazu ist es erforderlich, dass die Medienkompetenz für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern geför-
dert wird. Dabei müssen unsere Schulen eingebunden werden. Ich bin überzeugt, dass der negati-
ve Trend gemeinsam gestoppt werden kann, wenn im Kampf gegen die Mediensucht Gesundheits-, Familien- und Bildungspolitik an einem Strang ziehen.“

DAK – Vorstandschef Andreas Storm.

Mehr depressive Symptome und Ängste bei problematischer Nutzung

Laut Mediensucht-Studie von DAK-Gesundheit und UKE Hamburg verbringen Kinder und Jugendliche an ei-
nem normalen Wochentag durchschnittlich 150 Minuten in sozialen Netzwerken (2019: 123 Minuten), am
Wochenende sind es m 224 Minuten über dreieinhalb Stunden (2019: 191 Minuten). Die Untersuchung zeigt erstmals auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Minderjährigen. Mädchen und Jungen mit einer problematischen Social-Media-Nutzung berichten häufiger von depressiven Symptomen, mehr Ängs-
ten und einem höheren Stresslevel als unauffällige Nutzerinnen und Nutzer. Ferner zeigen sich Defizite beim Umgang mit Emotionen und beim Thema Achtsamkeit. Die Eltern der betroffenen Kinder und Jugendlichen
sind unzufriedener mit der Kommunikation in den Familien und berichten von einer geringeren Funktionali-
tät als die Vergleichsgruppe.

Suchtexperte Prof. Rainer Thomasius sieht „Teufelskreis“

„Psychisch belastete Jugendliche neigen oftmals vermehrt zu problematischem Nutzungsverhal-
ten bei sozialen Medien. Gleichzeitig führt die übermäßige Nutzung jedoch zu neuen Problemen
und erhöhten psychischen Belastungen – es entsteht ein Teufelskreis. Eine exzessive Mediennut-
zung führt oft zu Kontrollverlust mit weitreichenden Folgen. Da persönliche, familiäre und schuli-
sche Ziele in den Hintergrund treten, werden alterstypische Entwicklungsaufgaben nicht angemes-
sen gelöst. Ein Stillstand in der psychosozialen Reifung ist die Folge.“

Prof. Rainer Thomasius, Studienleiter und Ärztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für
Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am UKE Hamburg.

>>> zur DAK-Pressemeldung:
„DAK-Suchtstudie: Nach der Pandemie nutzt jedes vierte Kind soziale Medien riskant“ (externer Inhalt)
>>> zum Ergebnisbericht:
„Problematische Mediennutzung im Kindes- und Jugendalter in der post-pandemischen Phase“ (extern)
>>> zur Präsentation der Ergebnisse: „Mediensucht nach der Pandemie“ (extern)

Urheberrechtshinweis
Alle Rechte der Pressemeldung als auch deren Auszug (s. o.) sowie die rechte an der Studie liegen ausschließlich bei der DAK-Gesundheit als auch beim Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).

Ergänzende Artikel und Informationen (alle Inhalte intern auf kindheit-heute.info)
>>> Medienverhalten und Mediennutzung
>>> Mediensucht
>>> Medien für Kinder

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