Die finnische Musikerin Analía Capponi-Savolainen hat in ihrer Doktorarbeit herausgefunden, dass das Singen tief im Leben der Kinder verwurzelt ist und zeigt die verborgenen Bedeutungen des Kindergesangs auf.
Auszüge aus der Meldung der Universität der Künste in Helsinki:
In ihrem Studium untersucht Capponi-Savolainen die Gesangserfahrungen der 6-7-jährigen in einer kulturell vielfältigen Schule in Finnlands Hauptstadtregion. Sie untersuchte, was Singen für die Kinder bedeutet und
was Musikunterricht und Schulen von ihnen lernen können. Capponi-Savolainen entdeckte, dass Singen für
diese Kinder nicht nur eine Aufführung, sondern ein Werkzeug für das Navigieren im Alltag ist.
Auch das private Singen oder „Singen für sich“ ist Kindern sehr wichtig
„Kinder nutzen Gesang, um ihre eigenen Räume des Vertrauens und der Freiheit für ihre persönli-
Analía Capponi-Savolainen
chen Zwecke zu schaffen: um alltägliche Kämpfe zu bewältigen, neue Handlungs- und Teilnahme-
weisen zu schaffen und ihre politische Stimme auszuüben.“
Sie stellte fest, dass die durch Gesang entstandenen Beziehungen entscheidend sind. Zum Beispiel sagte ei-
nes der Kinder, dass sie b Singen mit Freunden all ihr Gesangspotenzial nutzt und laut in der Nachbarschaft
singt, aber wenn sie allein ist, singt sie leise. Auch das private Singen oder „Singen für sich“ ist den Kindern
sehr wichtig. Sie suchten private oder gemeinsame Singplätze, wie den Schulhof oder sogar versteckte Ecken des Klassenzimmers, wo sie singen oder frei summen konnten.
Für die Kinder in dieser Studie fühlte sich das Singen in Erwachsenen-geführten Aktivitäten in der Schule an-
ders an als ihre persönlichen Gesangserfahrungen.
Wie kleine Kinder selbst singen und sich singend erleben
Seit Jahrzehnten konzentriert sich die Forschung zum Kindergesang auf stimmliche Entwicklung und päda-
gogische Methoden oder wie Liederrepertoires die Kinderkulturen widerspiegeln. Es wurde jedoch wenig da-
rauf geachtet, wie kleine Kinder selbst singen und singend erleben, insbesondere in den immer vielfältigeren
Bildungsumgebungen von heute. Dies trotz der globalen und nationalen Politik, wie der UN-Übereinkommens-
konvention über die Rechte des Kindes und Finnlands, die Gesellschaften dazu auffordert, die Perspektiven
der Kinder bei der Entscheidungsfindung, die ihr Leben betrifft, besser zu betrachten.
Capponi-Savolainen stellt die herkömmliche Betonung des Singens als Performance oder eine Fähigkeit in der Bildung in Frage
Die Ergebnisse von Capponi-Savolainen stellen die herkömmliche Betonung des Singens als Performance
oder eine Fähigkeit in der Bildung in Frage. Stattdessen fördert ihr Studium ein ökologisches Verständnis
des Gesangs, bei dem es als eine Möglichkeit für Kinder gesehen wird, im gegenwärtigen Moment zu exis-
tieren, zu kommunizieren und sich mit ihrer Welt zu verbinden.
Ihre Forschung legt nahe, dass Schulen Singen als Medium nutzen könnten, um die Erfahrungen von Kin-
dern in den zwei einflussreichsten Umgebungen ihres Lebens zu verbinden – zu Hause und in der Schule.
Es ist notwendig, um Kinder besser zu verstehen, vor allem in den Schulen, und um jedes Kind als einzigar-
tiges Individuum und als Teil der Gesellschaft zu versorgen.
„Singen kommt an Orten und Räumen vor, in denen Bedeutungen konstruiert werden. Mehr Auf-
Analía Capponi-Savolainen
merksam-keit sollte dem Singen als kraftvolle Aktivität und Angemessenheit gewidmet werden,
die Heim- und Schulerfahrungen überbrückt, und dem Potenzial der Schule als Brückenorganisa-
tion durch einen Lehrplan der Fürsorge, der kleinen Kindern helfen kann, ihre Gesangsökologien
und Leben auf sinnvolle Weise zu navigieren.“
Capponi-Savolainen ermutigt Pädagogen, zu überdenken, wie sie das Singen im Klassenzimmer angehen
und wie sie die Erfahrungen und Perspektiven der Kinder besser berücksichtigen können.
„Wir werden ständig gebeten, neue Wege zu finden, um unseren Kindern zuzuhören, aber die Fra-
Analía Capponi-Savolainen
ge ist, wie man zuhört und wie man respektiert, was gehört wird. Um das „echte Kind“ vor uns zu
sehen, ist Bewusstsein notwendig, aber um etwas zu bewegen, brauchen wir Taten. Von Kindern
zu lernen, was das Singen für sie bedeutet, und ein Lehrplan der Fürsorge durch Singen zu schaffen,
ist ein Weg, dies zu tun.“
>>> zur Meldung der der Universität der Künste in Helsinki:
„Analía Capponi-Savolainen uncovers the hidden meanings of children’s singing“ (externer Inhalt)
>>> zur Dissertation: „Children’s singing ecologies in culturally diversifying Finnish schools and society“
(PDF, 248 Seiten, externer Inhalt)
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an dem Artikel als auch an dessen Auszügen (s.o) liegen ausschließlich bei Analía Capponi-Savolainen als auch bei der Universität der Künste in Helsinki.
Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heute.info)
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