Schulen haben die Aufgabe, die Perspektive umzukehren: Sie müssen ihren Schülerinnen und Schülern zeigen, dass Vielfalt
in jeder Hinsicht eine Bereicherung ist. Für die Schule und für
die Gesellschaft.
Auszug aus dem Artikel:
Diversität ist in Schulen Realität, weil sie gesellschaftliche Realität ist
Diskriminierungserfahrungen gehören zum Alltag vieler Schülerinnen und Schüler. Das Helmut-Schmidt-Gymnasium in Hamburg-Wilhelmsburg will das nicht hinnehmen. Schulleiter Volker Clasing erklärt, wie Personalpolitik und Schülerengagement dazu beitragen, Diversitätssensibilität* zur Zukunftskompetenz
zu machen.
Diversität ist in Schulen Realität, weil sie gesellschaftliche Realität ist. Dass in Deutschland heute mehr
als 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus Einwandererfamilien stammen und häufig Erfahrungen
mit Rassismus und Ausgrenzung gemacht haben, ist dabei nur ein Aspekt. Schülerinnen u Schüler wer-
den auch aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihrer körperlichen Fähigkeiten, ihrer sexuellen Orien-
tierung und anderer Merkmale diskriminiert. Volker Clasing, Schulleiter am Helmut-Schmidt-Gymnasium
in Hamburg-Wilhelmsburg, setzt sich dafür ein, dass die Kinder und Jugendlichen sich in ihrer Verschie-
denartigkeit an seiner Schule wohl und willkommen fühlen.
Betroffene Kinder trauen sich immer weniger zu
Clasing formuliert es so: Die Kinder mit internationaler Familiengeschichte hören immer wieder, dass sie schlechtere Chancen haben. Dass ihre Herkunft, ihre Hautfarbe, ihr sozialer Status und ihre (noch) man-
gelnden sprachlichen Kompetenzen d Problem seien. „Diese Defizitmentalität* übernehmen sie schließ-
lich. Kein Wunder, dass diese Kinder sich dann immer weniger zutrauen.“
Eine diverse Schülerschaft verlangt ein diverses Kollegium
„Unsere Aufgabe ist es, die Perspektive umzudrehen“, erklärt Clasing. „Wir müssen allen Schülerinnen
und Schülern zeigen, dass Diversität in jeder Hinsicht eine Bereicherung ist. Für unsere Schule und für die Gesellschaft.“ Clasing spricht bewusst nicht von „Menschen mit Migrationshintergrund“: „Zu uns kommen
Menschen mit ihren Geschichten. Sie bringen unterschiedliche Erfahrungen und Facetten mit und berei-
chern unsere Schule.“
Das gelte auch für das pädagogische Personal. Schon vor zehn Jahren habe er sich zum Ziel gesetzt, dass
die Diversität der Schülerschaft sich in gleichen Anteilen im Lehrkörper widerspiegelt: „Da sind wir heute gut unterwegs.“ Dabei profitieren die Schulleitungen in Hamburg davon, dass sie ihr Personal eigenverantwortlich auswählen können. Schon in den Ausschreibungen mache er deutlich, so Volker Clasing, dass eine Offenheit gegenüber einer vielfältigen Schülerinnen- und Schülerschaft gewünscht sei. „Am Ende entscheiden wir uns
dann für die Bewerberinnen und Bewerber, bei denen die Augen leuchten, wenn ich über Diversität an unserer
Schule spreche.“
*Der Sozialwissenschaftler Karim Fereidooni definiert Diversitätssensibilität im Schulkontext so: „Diversitätssensibilität bezeichnet die Fähigkeit, unterschiedliche (menschengemachte) Ungleichheits-
strukturen (wie z. Beispiel Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Heteronormativität etc.), die in unse-
rer Gesellschaft wirkmächtig sind und die die Lebensrealität sowie Partizipationschancen v Menschen
negativ beeinflussen, zu identifizieren und sich im pädagogischen Kontext dafür einzusetzen, dass die
Unterschiedlichkeit aller Gesellschaftsmitglieder als eine wertvolle Ressource und ein Potenzial für die Gesamtgesellschaft und die spezifische pädagogische Institution betrachtet wird.“
>>> zum ausführlichen Artikel auf dem Deutschen Schulportal:
„Diversitätssensibilität – wie eine Schule die Perspektive umkehrt“ (externer Inhalt)
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an dem Artikel als auch an dessen Auszügen (s.o) liegen ausschließlich bei der Autorin Sandra Hermes sowie bei dem Deutschen Schulportal, eine Initiative der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart.
Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heut.info)
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>>> Rassismus in Grundschulen
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