Lernen für die Welt von Morgen: Ein kleiner Junge balanciert an der Hand seiner Mutter auf einem Baumstamm
Auf Kinder warten viele Herausforderungen - © Oleksandr P/Pexels

Lernen für die Welt von Morgen

Wie muss Schule sein, um Kinder fürs Leben zu wappnen? Was geben wir Kindern fürs 21. Jahrhundert mit? Und was können Eltern, Lehrer und Pädagoginnen tun, damit unsere Kinder gut durch schwierige Zeiten kommen?

Auszug aus dem Interview mit der Psychologin Verena Friederike Hasel:

Was muss also konkret geschehen?
Wichtig ist, dass wir uns mehr mit den sozioemotionalen Fähigkeiten von Kindern beschäftigen. Denn sie
wird uns kein Algorithmus so schnell nachmachen. Ein Stichwort in diesem Zusammenhang ist Shared
Attention – das ist die Fähigkeit zur geteilten Aufmerksamkeit. Um Shared Attention zu erfahren, müssen
wir erleben, wie es ist, sich gemeinsam auf eine Sache zu konzentrieren, zusammen etwas zu tun, sich mit
einem anderen über etwas zu freuen. Man findet sich in solchen Momenten zusammen in etwas Drittem
und erfährt Verbundenheit. Hat man mit Kindern zu tun, sollte die Förderung von Shared Attention, egal ob
zu Hause oder in der Schule, eines der Lernziele sein, denn die Schwierigkeiten unserer Zeit werden wir nur
meistern, wenn wir gemeinsam handeln.

Sie erwähnen in dem Buch drei Eigenschaften, die laut dem World Economic Forum zentral für die kommenden Jahrzehnte sind: kritisches Denken, Entschlusskraft und Innovationsfreude.
Das ist so – ich würde die Liste aber gern noch ergänzen. In unserer Welt besteht die einzige Sicherheit da-
rin, mit Unsicherheit umgehen zu können. Dazu brauchen unsere Kinder Ambiguitätstoleranz, das ist die Fä-
higkeit, mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen zur Kenntnis zu nehmen und zu er-
tragen. Zudem benötigen sie Vertrauen – sowohl zu anderen als auch zu sich selbst – sowie Verantwortungs-bewusstsein.

Als Psychologin beschäftigen Sie sich intensiv damit, wie es Kindern geht – wie ist es um ihre Psyche bestellt?
Weltweit leidet jedes siebte Kind, das zwischen 10 und 19 Jahren alt ist, an einer psychischen Krankheit, und unter den 15- bis 19-Jährigen ist Selbstmord die vierthäufigste Todesursache. Die Kinder sind also in Not, zu-
gleich warten viele Herausforderungen auf sie. Das heutige Leben ist oft Stückwerk, verläuft selten gradlinig, viele Biografien weisen etliche Brüche auf. Was unsere Kinder brauchen, ist genug psychische Stabilität, um
all die Veränderungen und Richtungswechsel und Neuausrichtungen zu bewältigen, denen sie viel öfter ausge-
setzt sein werden als die Generationen vor ihnen. Und wenn wir das schaffen, wenn wir ihnen beibringen, dass man Brüche kitten kann, dann haben wir viel erreicht.

>>> zum vollständigen Interview: „Lernen für die Welt von Morgen“ (externer Link)
>>> zum Buch von Verena Friederike Hasel: „Das krisenfeste Kind“ (intern)

Urheberrechtshinweis
Alle Rechte des Interviews sowie dessen Auszug liegen ausschließlich bei der Autorin Christina Bösiger sowie beie der Psychologin Verena Friederike Hasel als auch bei swissfamily.ch.

Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heute.info)
>>> Was brauchen Kinder und Jugendliche für die Welt von morgen?
>>> Kinder ausreichend für die Zukunft vorbereiten
>>> Geboren für die großen Chancen
>>> Lebens- und Alltagskompetenzen
>>> Vermittlung von Kompetenzen für die Zukunft
>>> Das krisenfeste Kind

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