Lehrer legen ungleiche Kriterien bei der Bewertung von Hochbegabung an. Hochbegabtes Mädchen im Klassenraum
Jenny K., 16 Jahre, hochbegabt - Selfie © Jenny K.,

Lehrer legen bei der Beurteilung von Hochbegabung ungleiche Maßstäbe an

Mädchen und Kinder aus bildungsfernen Familien werden bei glei-
chen Fähigkeiten benachteiligt – Forscherteam legt repräsentative Studie vor.

Auszug aus der Pressemitteilung:

Lehrerinnen und Lehrern vermuten bei Jungen mit eineinhalbmal höherer Wahrscheinlichkeit eine Hochbega-
bung als bei ebenso begabten Mädchen. Außerdem schätzen Lehrkräfte auch Kinder aus Familien mit hohem Bildungsstand eher als hochbegabt ein. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Universitäten Tübingen, Maas-
tricht und Jena, die in der Zeitschrift Gifted Child Quarterly veröffentlicht wurde.

Ein besonderes Problem in der Förderung von Hochbegabten

Damit machen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf ein besonderes Problem in der Förderung
von Hochbegabten aufmerksam: Da für manche Förderprogramme Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler nominieren, werden einige Gruppen systematisch benachteiligt, unabhängig von deren Fähigkeiten, Motiva-
tion oder Persönlichkeit. Erst nach der Einschätzung durch die die Lehrkräfte folgen weitere Tests, beispiels-
weise standardisierte Intelligenztests als Zugangsvoraussetzung zu bestimmten Förderprogrammen.

„Es ist wichtig, dass Lehrkräfte diese Vorurteile bewusst werden, sonst werden Mädchen und Schülerinnen und Schüler aus Familien mit niedrigem Bildungsniveau systematisch benachteiligt.Ihre Rolle im Auswahlprozess sollte hinterfragt werden, denn schließlich sind meistens sie es, die den Förderbedarf von Kindern frühzeitig erkennen.“

Trudie Schils von der Universität Maastricht.

Gängige Vorstellungen, wie sich Hochbegabung bei Kindern ausdrückt

Sie ließen sich oftmals von falschen Vorstellungen leiten oder wählten Kinder aus, von denen sie vermuteten, dass diese in den Förderprogrammen gut abschneiden könnten. Gängige Vorstellungen, wie sich Hochbega-
bung bei Kindern ausdrückt, sind gute Leistungen in der Schule, hohe Motivation und Kreativität sowie über-
durchschnittliche soziale Fähigkeiten. Hochbegabte Kinder werden allerdings oft auch als emotional anfällig und weniger umgänglich gesehen und mit problematischem Verhalten in Verbindung gebracht.

>>> zur Pressemitteilung: „Lehrer legen ungleiche Kriterien bei der Bewertung von Hochbegabung an“ (extern)
>>> zur Originalpublikation: „Golle, J., Schils, T., Borghans, L., & Rose, N. (2022). Who is considered gifted from
a teacher’s perspective? A representative large-scale study. Gifted Child Quarterly. Advanced online publication. https://doi.org/10.1177/00169862221104026

Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an der Pressemitteilung sowie an deren Auszug (s.o) liegen ausschließlich bei dem Autoren-
team Golle, J., Schils, T., Borghans, L., & Rose, N. (2022), bei dem Hector-Institut für Empirische Bildungs-
forschung der Universitäten Tübingen sowie bei den Universitäten Maastricht und Jena.

Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heute.info)
>>> Hochbegabung bei Kindern
>>> Zur Situation hoch- und höchstbegabter Schulkinder
>>> ChatGPT und Hochbegabung

Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel extern)
>>> Auch Begabtenförderung ist Bestandteil von Bildungsgerechtigkeit
>>> Begabte Mädchen und Frauen
>>> Warum tun sich hochbegabte Mädchen schwerer als hochbegabte Jungen?

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