Schülerin arbeitet konzenztriert am Laptop
Symbolbild - © Katerina Holmes

ChatGPT und Hochbegabung

Dürfen wir von einer Technologie, die vermutlich verändern wird, wie wir
lernen, arbeiten und leben, auch erwarten, die Förderung von Begabun-
gen auf neue Füße zu stellen? Hierzu Überlegungen im Kontext der schu-
lischen Begabtenförderung.

Auszug aus dem Beitrag im Labyrinth-Magazin der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind:
Das auf künstlicher Intelligenz basierende ChatGPT schreibt, kürzt u überarbeitet Texte, macht Hausauf-
gaben, korrigiert Programmier-Code, besteht Jura-Examen, den Turing Test und empfiehlt sich als Effizi-
enzBooster für die Arbeitswelt. Die einen bangen um bald wegrationalisierte white-collar-Arbeitsplätze,
andere beruhigen, es reiche ein Kompetenzwandel, und begrüßen in einer Art Willkommenskultur den
neuen Kollegen KI, der den akuten Fachkräftemangel richten wird.

Ändert sich jetzt unser Anspruch an Bildung?

Im besten Falle wird unser deutsches Schulsystem jetzt neu gedacht. Während zunächst die Reaktionen
in der Bildungslandschaft von der Sorge um Täuschungs- und Betrugsversuche bestimmt waren, werden
die neuen KI-Tools mittlerweile zum Anlass genommen f grundlegende Reflexionen über unser Bildungs-
system. Im Minimalfall bedeutet dies ein Überdenken der aktuellen Prüfungskultur mit Veränderungen in
Richtung neuer, anspruchsvollerer Prüfungsformate.

Die KI und ihre Anwendungsmöglichkeiten haben jedoch auch das Potential, zu einem größeren Katapult
zu werden: weg vom gleichgeschalteten 7-G-Lernen (alle gleichaltrigen Kinder lernen mit den gleichen Zie-
len und gleichen Methoden bei der gleichen Lehrkraft am gleichen Ort im gleichen Tempo die gleichen In-
halte), hin zu mehr Bildungsgerechtigkeit u individualisiertem Lernen. Denn die neuen Bildungsziele sind
die 4Ks des 21. Jahrhunderts – Kommunikation, Kooperation, Kollaboration und Kreativität.

ChatGPT als kognitives Werkzeug
Wer ChatGPT schon genutzt hat, stellt meist rasch fest: die KI hilft beim Nachdenken u aktiviert den ana-
lytischen Verstand. Es kann Quelle sein für das Verständnis von Strukturen und liefert bisher ungedachte
Aspekte zu einem Thema. Mit ChatGPT kann das Lernen und Arbeiten immer mehr zu einem co-kreativen
Prozess werden, in dem wir mit der KI gemeinsam in einem „hybriden Team“ zu Lösungen kommen. Wir
können davon ausgehen, dass sich in der Schulre bald ein neues Verständnis über das Zusammenspiel
von Lehrkräften und Maschine sowie von Lernenden und Maschineetablieren wird und das – gar nicht so
neue – Konzept einer „verteilten Kognition“ selbstverständlich wird. (In seinem Buch „Cognition in the Wild
legte Edwin Hutchins schon 1995 dar, wie „externe kognitive Hilfe“ es der menschlichen Kognition ermög-
licht, sich auch über die individuellen Fähigkeiten hinaus zu entwickeln)

>>> zum Artikel: „ChatGPT und Hochbegabung-Wird jetzt alles gut?“ (externer Inhalt)

Urheberrechtshinweis
Alle Rechte des Artikels auch dessen Auszug liegen ausschließlich bei dem Labyrinth-Magazin Ausgabe #152 im Mai 2023 der DGhK/Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V., Berlin.

Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heute.info)
>>> Hochbegabung bei Kindern
>>> Lehrer legen ungleiche Kriterien bei der Bewertung von Hochbegabung an
>>> 4K – Skills für das 21. Jahrhundert?

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