Eine Schülerin und ein Roboter tauschen Daten aus
Integration von künstlicher Intelligenz (KI generiertes Bild)

Künstliche Intelligenz: Ethische Leitlinien für die Bildung

Verlieren Lehrende mit der Verbreitung von Künstlicher Intelligenz die Kon
trolle über Lernprozesse? Der Siegeszug v. KI im Bildungssystem wirft viele ethische Fragen auf. Die KI-Expertin Maria Wirzberger hat im Auftrag der Europäischen Kommission die „Ethischen Leitlinien für Lehrkräfte zur Nut-
zung von KI und Daten für Lehr- und Lernzwecke“ mitentwickelt.

Auszug aus einem Interview mit Jun.-Prof. Dr. Maria Wirzberger:

Frau Wirzberger, mit welchen ethischen Fragestellungen sind Lehrkräfte konfrontiert, wenn es um den Ein-
satz von KI in der Schule und in den Unterricht geht?

Der Kontrollverlust steht als ethisches Problem im Raum, insbesondere die Angst, dass die Maschine eine Lehrerin oder einen Lehrer überflüssig machen könnte. Hier ist Transparenz ein Schlüssel, um Ängste gegen-
über der KI aufzugreifen und Vorbehalte abzubauen. Es ist wichtig, zu verstehen, was KI überhaupt ist, was solche Algorithmen tun und was sie können – und was eben auch nicht. Wir beobachten in der Gesellschaft generell viele Ängste im Zusammenhang mit KI. Diese müssen wir zuerst einmal abbauen u die Sorge ernst nehmen, dass hier eine übermächtige Maschine kommt, die etwas tut, das wir nicht mehr kontrollieren kön-
nen. Dazu ist es wichtig, ein Grundverständnis davon aufzubauen, wie KI-Systeme funktionieren. Wenn man diese Kenntnisse hat, bauen sich Ängste u Unwillen ab, weil man nachvollziehen kann, was hinter der Tech-
nologie passiert. Das ist keine Magie, sondern es sind Regeln, die in der Technik ablaufen, Algorithmen, die nach bestimmten Mustern funktionieren u dann wird das Ganze greifbarer. Dann kann man anfangen, sich gezielt zu überlegen:  Was sind die Aufgaben, bei denen mich das KI-System unterstützen kann? Und was
sind Aufgaben, bei denen ein solches System die Schülerinnen und Schüler unterstützen kann?

Eine wichtige ethische Frage ist, ob KI nicht Ungleichheiten verschärft, indem sie nur für diejenigen zugäng-
lich ist, die es sich finanziell leisten können, während diejenigen, die keinen Zugang zu diesen Technologien haben, auf der Strecke bleiben. Die Diskussion um d Gerechtigkeit dreht sich auch darum, worin technische Voraussetzungen für den Einsatz von KI-Systemen liegen und wie man sie so gestalten kann, dass sie auf Hardware laufen, die leichter für breitere Schichten von Schülerinnen und Schülern zugänglich ist. Können solche Systeme zum Beispiel auch auf Schul-Tablets laufen und nicht nur auf komplexen Hochleistungs-
rechnern, die sich d meisten Schulen gar nicht leisten können? Dass sich die Bildungsschere auf diese Wei-
se noch stärker öffnet, ist nur eine der großen Befürchtungen, die zeigt, wie wichtig die Fragen sind, die wir
in den ethischen Leitlinien definiert haben.

>>> zum vollständigen Interview mit Jun.-Prof. Dr. Maria Wirzberger/Tenure-Track-Professorin (externer Inhalt)
>>> den Etischen Leitlinien für Lehrkräfte über die Nutzung von KI und Daten für Lehr- und Lernzwecke (ext.)

Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an dem Interview liegen ausschließlich bei Jun.-Prof. Dr. Maria Wirzberger sowie bei dem Bildungsjournalisten Arnd Zickgraf sowie beim Ernst Klett Verlag, Stuttgart.

Ergänzende Artikel und Informationen
>>> Zwischen Mensch und Maschine: Künstliche Intelligenz zur Förderung von Lernprozessen (externer Inhalt)
>>> Künstliche Intelligenz und Bewertung von Lernprozessen bzw. Arbeitsergebnissen (externer Inhalt)

>>> Mehrheit sieht KI an Schulen kritisch und will sie dennoch als Teil des Lehrplans
>>> ChatGPT in Schule und Unterricht
>>> Das Ende vom Lernen wie wir es kennen 

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