Eigentlich wollte die Studie aufzeigen, wie Teilzeitbeschäftigte im frühpädagogischen Bereich motiviert werden können, ihre Arbeits-
zeit aufzustocken. Stattdessen geben die Ergebnisse Anlass zur Sorge, denn sie zeigen, dass viele eher weniger arbeiten wollen.
Auszug aus der Bewertung der Studie durch den DGB:
Zielsetzung und Fragen der Pilotstudie
Auch aufgrund des hohen Anteils an Teilzeitbeschäftigung reichen die Personalgewinne der letzten Jahre nicht aus, um positive Beschäftigungseffekte zu erzielen. Die Pilotstudie ist daher der Frage nachgegangen, ob mehr Fachkräf-tepotenzial durch freiwillige Aufstockung von Arbeitszeit zu gewinnen wäre. Dazu wurde analysiert, aus welchen Gründen Fachkräfte in Kitas reduziert arbeiten und ob sie ihre Arbeitszeit aufstocken würden. Mit der Bereitschaft zur Aufstockung könnten Personalengpässe und Belastungen reduziert werden.
Erstmals fundierte Einblicke in Zahlen und Gründe für Teilzeit
Die Studie gibt erstmals Einblicke in das Ausmaß von Teilzeitbeschäftigung nach Funktionsstufen und Gründen. Befragt wurden 1.215 Personen aus vier Bundesländern6. Teilzeit ist und bleibt die vorherrschende Arbeitsform in Kitas: Rund 77 Prozent der Fachkräfte ohne Leitungsaufgaben arbeiten in Teilzeit, wobei eine Wochenarbeits-
zeit zwischen 21 bis 32 Stunden überwiegt. Nur Einrichtungsleiterinnen sind mit 67 Prozent überwiegend in Voll-
zeit beschäftigt, schon Gruppenleiterinnen arbeiten mit 61 Prozent in Teilzeit, stellvertretende Leiter*innen zu 51 Prozent. Als Hauptgründe werden eigene Familienverpflichtungen (66 %), mehr Zeit für persönliche Interessen (68 %) und zu hohe Arbeitsbelastung (40 %) genannt.
Potenzial für Aufstockung marginal ‒ fast die Hälfte will eher weniger arbeiten
45 Prozent aller Befragten möchten ihre Arbeitszeit (weiter) reduzieren. Dabei geht der Wunsch bis hin zu gerin-
ger Teilzeit. Nur 7 Prozent würden aufstocken. Von 56 Prozent der Teilzeitbeschäftigten wünschen sich lediglich 1,8 Prozent einen Vollzeitvertrag. Für 48 Prozent entspricht d vertragliche Arbeitszeit exakt den Wünschen. Von
den 439 befragten Vollzeit-Kräften möchten 250 ihre Arbeitszeit reduzieren.
Personalmangel und steigende Anforderungen sind Hauptbelastungsfaktoren
Viele Fachkräfte können sich das Arbeiten in Vollzeit nicht vorstellen, weil sie sich schon jetzt überfordert fühlen und sich nicht mehr positiv mit ihrer Arbeit identifizieren. Als Belastungsfaktoren werden Personalengpässe und hohe Anforderungen aufgrund steigender Betreuungsumfänge und Bedarfe von Kindern genannt. Auch die Erwartungen der Eltern wird als äußerst herausfordernd beschrieben. Einrichtungsleiter*innen beklagen zudem einen hohen Bürokratie- und Verwaltungsaufwand auf Kosten der pädagogischen und konzeptionellen Arbeit.
>>> zur Bewertung der Studie: „Nur Teilzeit in der Kita?“ (externer Inhalt)
>>> zur Pilotstudie:
„Nur Teilzeit in Kitas? Arbeitszeitumfänge und Beschäftigungspotenziale in der Kindertagesbetreuung“ (extern)
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an der Bewertung der Studie als auch an deren Auszug (s.o.) liegen ausschließlich beim DGB, die Rechte an der Studie liegen ausschließlich bei dem Autorenteam Prof. Nina Weimann-Sandig und Prof. Bernhard Kalicki sowie bei der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.
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