Mütter mit Zuwanderungsgeschichte sind in Deutschland eine bedeutende Gruppe der Bevöl-
kerung und der Gesellschaft: Mehr als jede vierte Mutter mit minderjährigen Kindern ist nach Deutschland zugewandert. Ihr Anteil an allen Müttern mit Kindern unter 18 Jahren in der Bun-
desrepublik ist in den vergangenen zehn Jahren von 23 auf 29 Prozent angestiegen.
Auszug aus der Pressemitteilung:
Die 2022 gestartete Studie untersuchte drei zentrale Themenbereiche, die bislang noch nicht auf Grundlage ak-
tueller, repräsentativer Daten systematisch erforscht wurden. Zum einen wurden zugewanderte Frauen in ihrer Rolle als Mütter und zum anderen in ihrer Rolle als (Ehe-)Partnerinnen und Erwerbstätige betrachtet.
Bildungsförderung durch Staatsangehörigkeit
Eines der zentralen Ergebnisse der Studie: Mütter mit Zuwanderungsgeschichte, deren Kinder seit Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, unterstützen ihre Kinder intensiver in schulischen Belangen als Mütter mit Kindern ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Die Studie zeigt, dass d bereits seit Geburt besessene Staats-
angehörigkeit die Bildungsförderung und den langfristigen schulischen Erfolg dieser Kinder positiv beeinflusst.
Von der Bildungsförderung von Kindern mit deutscher Staatsangehörigkeit profitieren auch ältere Geschwister unabhängig von deren eigener Staatsangehörigkeit: Denn die Mütter unterstützen nicht nur die betreffenden Kinder mehr und häufiger, sondern auch deren ältere Brüder und Schwestern.
Erwerbs- und Sorgearbeit von Müttern und Anerkennung von Berufsabschlüssen
In einem zweiten Teil der Studie wurde die Arbeitsmarktteilhabe von Müttern, die ihren Berufsabschluss außer-
halb der EU erworben haben, untersucht. Es zeigt sich, dass die durch eine Gesetzesänderung im Jahr 2012 transparentere und schnellere Anerkennung dieser Berufsabschlüsse einen erheblichen Effekt auf die Integra-
tion der Mütter in den deutschen Arbeitsmarkt hat, die Erwerbsarbeit nimmt zu. Allerdings führt dies nicht zu einer Reduzierung der Sorgearbeit der Mütter an Werktagen.
Bedeutung regionaler Bildungs- und Betreuungsangebote
Der Zugang zu Bildungs- und Betreuungsangeboten spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Integra-
tion von Müttern mit Zuwanderungsgeschichte. Bei diesem dritten Forschungsschwerpunkt lag der Fokus auf Müttern aus der Ukraine, die in Deutschland Schutz suchen. Ihnen können bedarfsgerechte Kita-Angebote die Teilnahme am Arbeitsmarkt erleichtern und damit auch zur Reduktion des Fachkräftemangels in Deutschland beitragen.
Unerschlossene Potenziale und politische Implikationen
Die Studie zeigt aber auch, dass bei Müttern mit Zuwanderungsgeschichte vor allem im Hinblick auf die Teilha-
be am Arbeitsmarkt und die Bildungskarrieren ihrer Kinder noch nicht alle Potenziale ausgenutzt sind. Die Er-
werbsbeteiligung liegt um 29 Prozentpunkte niedriger als bei Müttern ohne Zuwanderungsgeschichte. Darüber hinaus sind Unterschiede im Bildungserfolg von Kindern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte sowie der schulischen Unterstützung der Mütter dokumentiert, was auch langfristige Auswirkungen auf die Entwicklungs-
potenziale der Kinder hat.
Die Rahmenbedingungen, unter denen die Frauen leben und arbeiten, sind entscheidend für ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sowie für d Bildungserfolg ihrer Kinder. Der Fachkräftemangel in Deutschland könnte durch eine bessere Unterstützung dieser Mütter reduziert werden – gleichzeitig könnte das Bildungspotenzial der nächsten Generation stärker ausgeschöpft werden.
Die aktuelle Studie (November 2024): „Mütter mit Zuwanderungsgeschichte“ wurde – gefördert von der Stiftung Ravensburger Verlag – unter Leitung der Bildungs-, Familien- und Bevölkerungsökonomin Prof.
Dr. C. Katharina Spieß vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung durchgeführt.
>>> zur Pressemitteilung: „Chancen und Herausforderungen: Mütter mit Zuwanderungsgeschichte“ (extern)
>>> zur Publikation: „Mütter mit Zuwanderungsgeschichte – Ihre Erwerbs- und Sorgearbeit, Geschlechternormen und schulischen Unterstützungsleistungen“ (PDF, externer Inhalt)
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an der Pressemeldung sowie an deren Auszug (s.o) liegen ausschließlich bei dem Auzorenteam Ludovica Gambaro, Lidia Gutu, Sophia Schmitz, C. Katharina Spieß und Elena Ziege sowie bei dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Wiesbaden.
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