Die Studie „Kitas 2. Klasse?“ kommt zu dem Ergebnis, dass syste-matische Mehrfachbelastungen und Ressourcennachteile die Situ-ation gerade in den Kitas prägen, die einen höheren Anteil von Kin-
dern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien betreuen.
Auszug aus der Meldung:
Die frühkindliche Bildung legt den Grundstein für die weitere Bildungsbiografie
Die Kindertagesbetreuung als erster gemeinsamer Bildungsort ist zentral dafür, allen Kindern unabhängig von ihrem familiären Hintergrund gleiche Chancen auf eine gute Entwicklung z ermöglichen. Der Zugang zu früher Bildung gilt deshalb als wesentlicher Faktor für d Vermittlung von Bildungschancen und die Ermöglichung von Teilhabe.
Systematische Mehrfachbelastungen und Ressourcennachteile
Doch die Bedingungen, unter denen Kindertageseinrichtungen dieser wichtigen Aufgabe nachkommen, unter-scheiden sich teilweise stark. Die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstellte Studie „Kitas 2. Klasse? – Mehrfachbelastungen von Kitas mit Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien“ des Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB) kommt zu dem Ergebnis, dass die Situation gerade in den Kitas prägen, die einen höheren Anteil von Kindern aus sozioökonomisch benachtei-
ligten Familien betreuen.
Daraus ergeben sich unter anderem die folgenden Probleme:
- Segregation: Die Ballung bestimmter Merkmale von Kindern und Familien in den Kitas, sodass Kinder und Familien mit vergleichbaren Herausforderungen tendenziell unter sich bleiben.
- Größere Gruppen: Je höher der Anteil von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien, desto mehr Kinder besuchen die jeweilige Kita.
- Personalmangel: Höherer Personalbedarf durch länger unbesetzte Stellen aufgrund zu weniger Bewerbun-
gen, oder durch höheren Anteil an Mitarbeitenden mit längerer Abwesenheit, beispielsweise durch Krankheit. - Weitere Faktoren wie Platzvergabe, Zusatzkosten für Eltern, eine stärker wahrgenommene Beeinträchtigung durch geringes Engagement der Eltern, unzureichende Ausstattung der Kita, behördliche Vorschriften und mangelnde Unterstützung des Trägers
Vergleichsweise schlechtere Rahmenbedingungen
Gerade dort also, wo sich Herausforderungen mit Blick auf Chancengleichheit u Bildungsgerechtigkeit ballen, stehen hierfür vergleichsweise schlechtere Rahmenbedingungen zur Verfügung. So besteht das Risiko, dass die entsprechenden Einrichtungen zu „Kitas zweiter Klasse“ werden. Nicht, weil dort schlechter oder weniger engagiert gearbeitet würde, sondern weil d Rahmenbedingungen für erfolgreiches pädagogisches Wirken den besonderen Herausforderungen nicht gerecht werden.
Zum Hintergrund der Studie
Bei der Studie handelt es sich um eine Sekundäranalyse des Datensatzes der Einrichtungsleitungen der ERiK-Surveys des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Die Untersuchung unterteilt Kitas in zwei Kategorien: Typ A besuchen keine Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien, in Typ B sind mindestens 31 Prozent der Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien.
>>> zur Meldung: „FES diskurs | Kitas 2. Klasse?“ (externer Inhalt)
>>> zur Studie: „Kitas 2. Klasse?“ (PDF, extern)
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an der Studie als auch an deren Auszug (s.o.) liegen ausschließlich bei dem Autorenteam Dr. Andy Schieler und Dr. Daniela Menzel sowie bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn.
Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heute.info)
>>> Der »Kita-Bericht 2024«
>>> Kitaleitungen: 10.000 Kitas können Aufsichtspflicht nicht wie vorgeschrieben erfüllen
>>> Kinder, die in Armut aufwachsen, haben schlechte Chancen auf einen Kitaplatz
>>> Kita-Fachkräftemangel: „Das ist ein Systemfehler, dem ein Systemversagen zu folgen droht“
>>> Positionspapier für eine Kita-Politik
>>> Kitaleitungskongress 2021: Dramatische Personal-unterdeckung in Kindertageseinrichtungen