Ein kunges Mädchen liest im Bett ein Buch
Gute Kinderbücher wecken die Lust am Lesen. (Symbolbild) - © Andrea Piacquadio

Den „Teufelskreis des Nichtlesens“ durchbrechen

Aktuelle Schulleistungsstudien wie der IQB-Bildungstrend oder IGLU haben gezeigt, dass 20 – 25 Prozent der Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit über unzureichende Lesekompetenzen verfügen. In fast allen Bundesländern hat sich die Leseleistung in den vergangenen Jahren verschlechtert. Eine Aus-
nahme bildet Hamburg.

Auszug aus dem Artikel:
Im Ländervergleich hat sich Hamburg beim Lesen vom drittletzten Platz 2011 auf den drittbesten Platz 2021 verbessert. Ein Grund dafür dürfte die systematische Leseförderung sein, die Hamburg im Rahmen der Initia-
tive „BiSS-Transfer“ mittlerweile an 80 Grundschulen in herausfordernder Lage umsetzt.

Wissenschaftlicher Leiter des Konzepts ist Steffen Gailberger von der Universität Wuppertal. Dem Schulpor-
tal hat er erklärt, wieso Lesen für viele Kinder so anstrengend ist u welche Methoden Lesekompetenz nach-
haltig fördern:

Deutsches Schulportal: Wieso haben sich aus Ihrer Sicht die Leseleistungen von Grundschülerinnen und Grundschülern in den vergangenen Jahren verschlechtert?

Steffen Gailberger:
Ein Grund liegt im Schulsystem: Es gibt zu geringe Lesezeiten an der Schule. Internatio-
nale Vergleichsstudien wie IGLU zeigen, dass Länder, die bessere Ergebnisse als Deutschland erzielen, eine längere Netto-Lesezeit in der Schule haben. Auf die lesestärkeren Kinder wirkt sich das wenig aus, weil sie
zu Hause schon viel lesen oder vorgelesen bekommen. Aber auf die leseschwächeren Kinder hat das große Auswirkungen, weil sie zu wenig mit Schriftlichkeit zu tun haben.

Ein zweiter Grund liegt in der Schülerschaft. Erstens ist sie durch Flucht und Migration heterogener gewor-
den. Zweitens beschäftigen sich Kinder heute schon sehr früh mit digitalen Medien, und die sind auf Schnel-
ligkeit und Oberflächlichkeit ausgelegt. Und drittens spielt natürlich nach wie vor die Pandemie eine Rolle, in
der vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien stark an Lesekompetenz verloren haben.

»Benachteiligte Kinder haben oft nicht die Erfahrung, wie schön Lesen sein kann

Was sind für Schülerinnen und Schüler die größten Hürden?
Da kommen mehrere Dinge zusammen. Sprachlich benachteiligte Schülerinnen und Schüler empfinden eine große Anstrengung beim Lesen. Zum Teil müssen sie sich so sehr auf den Dekodierungsprozess konzentrie-
ren, dass sie deswegen den Inhalt des Textes nicht verstehen. Dadurch verlieren sie die Lust am Lesen. Und wenn die Leselust fehlt, kann der Lesestoff noch so anregend sein, dann beginnt der Teufelskreis den Nicht-
lesens: „Ich kann es nicht – es bringt keinen Spaß – deshalb mache ich es auch nicht.“

>>> zum Artikel: „Wie sich der „Teufelskreis des Nichtlesens“ durchbrechen lässt“ (externer Inhalt)

Urheberrechtshinweis:
Alle Rechte des Artikels liegen ausschließlich bei der Autorin Annette Kuhn sowie bei dem Onlineportal
„Das Deutsche Schulportal“ der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart.

Ergänzende Artikel und Informationen
>>> zum IQB-Bildungstrend (intern)
>>> zur IGLU – Studie (intern)
>>> Internationale IGLU-Studie – die wichtigsten Ergebnisse (externer Inhalt)

>>> Systematische Leseförderung in der Grundschule (externer Inhalt)
>>> Video: „BISS – Systematische Leseförderung an Hamburger Grundschulen“ (extern)
>>> Das Hamburger Sprachförderkonzept (PDF – extern)
>>> Studie des Hamburger BiSS-Verbunds Primarstufe (extern)

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