Lese- und/oder Rechtschreibstörungen zählen zu den häufigsten diagnosti-
zierten Entwicklungsstörungen im Kindesalter, wobei die Prävalenzzahlen aufgrund von Variationen in den Diagnosekriterien sehr unterschiedlich sein können. Dabei lassen Studien vermuten, dass isolierte Lese- (6,49 %) bzw. Rechtschreibstörungen (6,67 %) in unselektierten Stichproben häufiger auf-
treten als kombinierte Lese- und Rechtschreibstörungen (3,74 %).
Auszug aus dem Artikel:
Die Ergebnisse der Schulleistungsstudie PISA (Programme for International Student Assessment) zeigen
einen deutlich größeren Anteil jener Schüler*innen, die am Ende der Pflichtschulzeit nur über sehr geringe Lesefähigkeiten verfügen (21 % in Deutschland)- Auch wenn die Studienlage zu Geschlechtsunterschieden
bei LRS nicht ganz eindeutig ist, scheinen Jungen häufiger betroffen zu sein als Mädchen, insbesondere
von Problemen im Rechtschreiben und Leseverständnis- Aufgrund des persistenten Charakters der LRS
bleiben die Schwierigkeiten über die gesamte Schullaufzeit und, wenn auch meist in verminderter Form,
bis in das Erwachsenenalter bestehen.
LRS persistiert häufig bis ins Erwachsenenalter
LRS bringen im schulischen und sprachtherapeutischen Kontext immer wieder Herausforderungen mit sich,
die bedingt sind u. a. durch den Zusammenhang von LRS mit Sprachentwicklungsstörungen sowie die relativ
hohe Wahrscheinlichkeit (40–60 %) komorbid sozial-emotionale Auffälligkeiten zu entwickeln. Um mit diesen Herausforderungen umgehen zu können, ist es u. a. notwendig, über die Symptomatik von LRS und den Zu-
sammenhang mit weiteren Auffälligkeiten Bescheid zu wissen und effektive Interventionen zu kennen. Der vorliegende Beitrag liefert einen Überblick über diese Themen und konzentriert sich dabei auf das Jugendal-
ter.
Definition von LRS
LRS werden in der ICD-11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems)
zur Gruppe der psychischen Störungen, Verhaltensstörungen oder neuronalen Entwicklungsstörungen (06)
unter der Subkategorie Lernentwicklungsstörungen (6A03) beschrieben.
Dabei wird zwischen zwei Störungsbildern unterschieden:
- Lesebeeinträchtigung (6A03.0): bedeutsame und anhaltende Herausforderungen im Bereich des Lesens (z. B. Lesegenauigkeit, Leseflüssigkeit und Leseverständnis)
- Beeinträchtigung im schriftlichen Ausdruck (6A03.1): bedeutsame und anhaltende Herausforderungen im Bereich des Schreibens (z. B. korrekte Orthografie, Grammatik und Zeichensetzung sowie Organisation und Kohärenz des Schreibens)
Als diagnostisches Kriterium für LRS gilt die Diskrepanz (Abweichung) des Entwicklungsstands in den Lese-Rechtschreib-Fähigkeiten von dem nach Alter und der allgemeinen intellektuellen Leistungsfähigkeit erwartbaren Leistungen.
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Sprache · Stimme · Gehör 2023; Aussgabe 47: 29–34.
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte des Artikels als auch dessen Auszug liegen ausschließlich bei dem Autorinnen: Katharina Prinz, Susanne Seifert, Barbara Gasteiger-Klicpera sowie bei dem Fachmagazin „Sprache · Stimme · Gehör“ des Georg Thieme Verlags, Stuttgart
Ergänzende Artikel und Informationen
>>> Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V.
>>> Daten und Studien zu „Lese-Rechtschreib-Schwäche”