Mehrere Schüler blicken misstrauisch auf einen Mitschüler
Kritsche Blicke von Mitschülern (Symbolbild) - Foto von National Cancer Institute auf Unsplash

Implizite Einstellungen von Kindern im Grundschulalter gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund

Das Institut für Schulentwicklungsforschung hat in einer Studie mit 240 Viert-
klässlern gezeigt, dass bereits Grundschulkinder negative impliziteEinstellun-
gen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund haben.

Auszug aus der Meldung:
Kindern mit Migrationshintergrund werden – unabhängig von ihren tatsächlichen Leistungen – häufig gerin-
gere Kompetenzen zugeschrieben. Implizite negative Einstellungen gegenüber Mitschülern mit Migrations-
hintergrund gibt es tatsächlich auch schon bei Kindern im Grundschulalter. Das hat ein Team des Instituts
für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund rund um Professorin Nele McElvany herausgefunden.

Studie mit 240 Kindern im Grundschulalter

Für seine Studie hatte das Team einen „Impliziten Assoziationstest“ (IAT) entwickelt. IATs gelten gegenüber Fragebögen, bei denen oft die sozial erwünschte Antwort angekreuzt und das Ergebnis somit verzerrt wird,
als robust hinsichtlich der Aussagekraft. 240 Viertklässler*innen mussten an Tablets Vornamen und Städte
den Kategorien „Deutsch“ und „Türkisch“ zuordnen und in weiteren Blöcken schul- beziehungsweise leistungs-bezogene Adjektive wie „dumm“ und „schlau“, „motiviert“ und „gelangweilt“ oder „pünktlich“ und „unhöflich“ in
die Attributkategorien negativ und positiv einsortieren. Dabei wurden stereotyp-konsistente Paarungen der Ka-
tegorien – Deutsch/positiv sowie Türkisch/negativ – vorgenommen, zu denen Wörter wie „Emma“ u. „aufmerk-
sam“ zugeordnet werden mussten. In den Durchgängen, die dem Stereotyp widersprachen, wurden die Katego-
rien Deutsch/negativ sowie Türkisch/positiv kombiniert. Aus der Reaktionsgeschwindigkeit, mit der die Kinder
die Begriffe zuordneten, leiteten die Forscherinnen ab, wie tief die Stereotype sitzen. Auf eine kurze Formel ge-
bracht – je schneller der Klick in der stereotyp-konsistenten Bedingung, desto verwurzelter das Vorurteil.

Diese 40 Wörter nutzten die Forscherinnen für den impliziten Assoziationstest. Dabei wurden sowohl stereotyp-konsistente Paarungen der Kategorien vorgenommen, als auch jene, die dem gängigen Stereotyp widersprachen.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie

Grundschulkinder ohne Migrationshintergrund verfügen im Mittel tatsächlich über negative implizite Einstel-
lungen gegenüber Menschen mit türkischen Wurzeln. Kinder mit türkischer Migrationsgeschichte hatten sol-
che Einstellun-gen gegenüber der eigenen Gruppe nicht. „Sie zeigten jedoch auch keine Präferenz gegenüber
der Eigengruppe“, er-klärt Nele McElvany. Die Professorin für Empirische Bildungsforschung an der TU Dort-
mund leitet seit acht Jahren das Institut für Schulentwicklungsforschung. In ihren Arbeiten beschäftigt sie
sich mit schulischen Bildungspro-zessen aus psychologischer und pädagogischer Perspektive.

>>> zur Meldung: „Stereotype durchbrechen“.
Sie wurde auf der Seite der TU Dortmund veröffentlicht (externer Inhalt)

Urheberrechtshinweis
Alle Rechte des Artikels sowie dessen Auszug liegen ausschließlich bei Christiane Spänhoff sowie bei dem Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund.

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