Drei Jugendliche amüsieren sich über die Bilder auf ihrem Smartphone
Jugendliche amüsieren sich über die Bilder auf ihrem Smartphone (Symbolbild)

Wenn kinderpornografische Inhalte im Klassenchat auftauchen

Die aktuelle Polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet bei Straftaten einen An-
stieg von Minderjährigen unter den Tatverdächtigen um 35,5 %. Vor allem der Besitz und die Verbreitung pornografischer Inhalte hat unter Kindern/Jugend-
lichen offenbar deutlich zugenommen.

Das Schulportal hat mit Menno Baumann, Experte f. Intensivpädagogik, darüber gesprochen, wie Schulen darauf reagieren können.

Besonders groß ist laut Kriminalstatistik der Anstieg bei der Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Bilder. Wie erklären Sie sich das?
Das hängt vor allem mit der Gesetzesverschärfung von 2021 zusammen. Bis dahin wurden nur schwere Fälle von Kinderpornografie verfolgt, ansonsten fand wenig statt. Man hat nach Videos, Kassetten und CDs gesucht, aber online waren Ermittler kaum aktiv. Wenn man zu suchen beginnt, sollte man sich dann jetzt nicht wundern, wenn man etwas findet. Problem ist, dass schon Kinder, die pornografische Bilder in eine Chat-Gruppe schicken oder sie empfangen, tatverdächtig sind, wenn sie d. Bilder nicht sofort löschen. Auch Lehrkräfte bringen sich in Gefahr, wenn sie zum Beispiel auf den Handys der Schülerinnen und Schüler etwas sehen u. einen Screenshot machen, um den Fall zur Anzeige zu bringen. Denn der Besitz von kinderpornografischen Bildern ist immer straf-
bar. Das wissen viele Lehrerinnen und Lehrer nicht.

Die Zahl der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen ist allerdings auch gestiegen, weil sie seit Corona noch mal deutlich präsenter im Internet sind. Und mit dem, was sie dort finden, gehen sie oft sehr unbedarft um. Es entspricht teils auch altersspezifischem Humor, Nacktbilder lustig zu finden – das war vor 30 Jahren im Bio-Buch der Klasse 6 nicht anders – und diese dann herumzuschicken, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass das eine Sexualstraftat sein kann. Aber das ist natürlich nicht lustig. Hier brauchen wir viel mehr Medien-
kompetenz.

>>> zum Interwiev mit Menno Baumann: „Wenn kinderpornografische Inhalte im Klassenchat auftauchen“ (ext.)
>>> über Prof. Dr. phil. habil. Menno Baumann (ext. Link)

Urheberrechtshinweis
Alle Rechte des Interviews, als auch dessen Auszug (s.o), liegen ausschließlich bei der Journalistin Annette Kuhn sowie beim Deutschen Schulportal der Robert Bosch Stiftung.

Ergänzende Artikel und Informationen
>>> Wie nutzen Jugendliche Pornografie und was bewirkt sie? (ext. Link)
>>> Pornografie im Internet – Wie gehen Jugendliche damit um? (ext. Link)
>>> Kinder verbreiten unbedarft Pornografie in Gruppenchats (ext. Link)
>>> KINDER- UND JUGENDPORNOGRAFIE IM KLASSENCHAT (ext. Link)

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