Drei bis vier Millionen Kinder und Jugendliche leben mit mindestens einem psychisch erkrankten Elternteil zusammen
Auszug aus der Einführung in die Arbeitshilfe:
Eine elterliche Erkrankung betrifft immer auch die Kinder
Die Folgen für sie können schwerwiegend sein, je nach Art und Weise der Erkrankung: Störung der Bezie-
hungs- und Bindungsentwicklung, Überforderung, Parentifizierung (Übernahme v Elternaufgaben), Scham-
und Schuldgefühle sowie ein erhöhtes Risiko, Opfer von Misshandlungen zu werden. Fragen des Kinder-
schutzes tauchen in diesen Kontexten verstärkt auf. Fragen v Armut, fehlender Teilhabe, Einsamkeit und
persönlichen Lebensperspektiven gehören dazu.
Kinder verstehen oft nicht, was mit ihren Eltern los ist
Kinder, die mit Eltern leben, die unter Ängsten leiden, verrückte Wahrnehmungen auf die Welt haben oder
Drogen nehmen, müssen viel aushalten und verstehen oft nicht, was mit den Eltern los ist. Die Sprache
für emotionale Belastungen oder krankheitsbedingte Verhaltensweisen des Elternteils fehlt, es ist schwie-
rig darüber zu sprechen, meistens wird geschwiegen. Tabuisierung und Stigmatisierung von psychischen
Erkrankungen sind ein weiterer Baustein, der dazu führt, dass diese Kinder nicht gesehen und mit ihren
Problemen alleingelassen werden.
Das Risiko der Kinder von suchtkranken Eltern später selber zu erkranken
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst eine psychische Erkrankung entwickeln, ist um ein Drei- bis Sie-
benfaches höher. Kinder von suchtkranken Eltern tragen ein hohes Risiko, selbst eine Abhängigkeits-
erkrankung oder eine psychische Krankheit zu entwickeln. Allein die transgenerationale Weitergabe von
psychischen Erkrankungen z verhindern und den Kindern zu helfen, gesund aufzuwachsen, ist eine wich-
tige Präventionsaufgabe. Das Risiko späterer Erkrankungen lässt sich reduzieren, wenn diese Kinder
rechtzeitig begleitet und unterstützt werden. Sie sind eine vulnerable Zielgruppe in unserer Gesellschaft.
Die Kinder sind auf Unterstützung von außen angewiesen
Um Kinder und ihre psychischen und suchterkrankten Eltern zu unterstützen, ist es daher wichtig, das
Lebensumfeld des Kindes zu betrachten. Die Kinder sind auf Unterstützung von außen z. B. Erzieherin-
nen, Einzelfallhelferinnen, Nachbarinnen, Lehrerinnen, Tanten, Onkel etc. angewiesen. Sie müssen davor
bewahrt werden, die Verantwortung für ihre Eltern zu übernehmen und lernen, ihr eigenes Leben zu le-
ben – ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie brauchen Hilfe und Entlastung von Erwachsenen, die
sorgfältig hinhören, hinschauen und ihnen Hilfe anbieten
Diese Arbeitshilfe
Diese Arbeitshilfe führt in das Thema ein, gibt Einblicke in die Perspektive der Kinder, Eltern und Familien
und umreißt die Tragweite der Handlungsnotwendigkeit. Zudem werden das korrespondierende Hilfesys-
tem von Jugendhilfe, Suchthilfe, Gesundheitswesen und Selbsthilfe mit ihren spezifischen Angeboten für
Kinder und Eltern skizziert und Standards der Arbeit sowie Materialien für die Praxis vorgestellt.
>>> zur Arbeitshilfe: „Kinder psychisch erkrankter Eltern – sehen – stärken – schützen“ (externer Inhalt)
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an dem Auszug der Broschüre (s.o) liegen ausschließlich bei den Autorinnen Christiane Rose, Liv Traulsen und Juliane Tausch, A: aufklaren | Expertise und Netzwerk Kinder psychisch erkrankter Eltern sowie dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband; Berlin
Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heute.info)
>>> Psychisch belastete Eltern
>>> Kinder psychisch belasteter Eltern