Alleinerziehende in Deutschland sind nach wie vor zu einem gro-
ßen Teil die Mütter, die Allein- bzw. Hauptverantwortung für ihre Kinder tragen.
Auszug aus der Studie:
In einer repräsentativen Umfrage (2020) gaben 88 Prozent der Alleinerziehenden an, dass sie nach der Tren-
nung die Hauptverantwortung für d Kinder tragen. Das Wechselmodell wird damit nach wie vor nur von einer kleinen Gruppe getrennter Eltern gelebt – Studien und Umfragen zu Folge etwa 5 bis 10 Prozent. Schon vor einer Trennung gelebte Betreuungsmodelle, in denen meistens die Mutter den größten Teil der Care-Arbeit leistet, zeigen sich damit auch nach einer Trennung als prägend. Zudem belasten Probleme und schwierige Beziehungen mit dem anderen Elternteil einen beträchtlichen Anteil der alleinerziehenden Familien.
71,4 Prozent der alleinerziehenden Mütter und 87,1 Prozent der alleinerziehenden Väter sind erwerbstätig – jeweils etwas seltener als Mütter und Väter in Paarfamilien (77 bzw. 93 %). Allerdings sind alleinerziehende Mütter deutlich häufiger in Vollzeit erwerbstätig als Mütter in Paarfamilien (41,4 % im Vergleich zu 31,1 %), alleinerziehende Väter jedoch seltener (86,7 %) als Väter in Paarfamilien (92 %). Seit der Corona-Pandemie
2020 ist ein Rückgang der Erwerbstätigkeit alleinerziehender Mütter zu beobachten. Ein möglicher Grund da-
für ist sicherlich die aktuelle Krise des Betreuungssystems für Kinder. Zudem trägt seit 2022 der Zuzug aus
der Ukraine geflüchteter alleinerziehender Mütter, die nicht direkt einem Job nachgehen können, zu diesem Effekt bei.
Alleinerziehende sind d am stärksten von Armut betroffene Familienform – daran hat sich seit Jahren nichts geändert. 41 Prozent gelten als armutsgefährdet, 37,2 % beziehen SGB II-Leistungen (38,8 % in den westdeut-
schen, 33,4 % in den ostdeutschen Ländern). Die weiterhin hohe SGB II-Quote Alleinerziehender ist allerdings auf den Zuzug alleinerziehender Mütter mit ihren Kindern aus der Ukraine zurückzuführen. Knapp die Hälfte
aller Kinder, die in einer Familie mit Bürgergeldbezug aufwachsen, leben mit einem Elternteil zusammen. Da-
bei sind alleinerziehende Mütter deutlich häufiger von Armut betroffen und beziehen dreimal häufiger SGB II-Leistungen als alleinerziehende Väter. Der Kinderzuschlag spielt eine zunehmende Rolle für die finanzielle Absicherung alleinerziehender Familien und hat dazu beigetragen, dass einige dem SGB II-Bezug entkommen konnten.
>>> zum Factsheet: „Alleinerziehende in Deutschland“ (PDF, externer Inhalt)
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte an dem Factsheet als auch an dessen Auszug (s.o.) liegen ausschließlich bei den Autorinnen Sarah Menne und Antje Funcke sowie bei der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh.
Ergänzende Artikel und Informationen (alle Artikel intern auf kindheit-heute.info)
>>> Die Kinder alleinerziehender Väter haben den geringsten Bildungserfolg
>>> Allein- oder getrennterziehen
>>> Alleinerziehende weiter unter Druck
>>> Alleinerziehende sind besonders häufig von Überschuldung betroffen